last drop


Die Installation Last Drop thematisiert den letzten Tropfen Blut des weiblichen Homo sapiens, bevor sie in die Menopause wechseln. Ist dieser Zustand eingetreten, beginnt für das weibliche Wesen die unwiederbringliche Phase der Unfruchtbarkeit. Wir Menschen wissen um diese Phase. Und wir wissen auch, dass wir die fruchtbare Zeit zur Reproduktion nutzen.
Für Last Drop habe ich die den Frauen historisch zugeordnete Tätigkeit des Stickens ver- wendet. Mit rotem Stickgarn habe ich einen letzten Tropfen auf Damenbinden gestickt und in einen kostbaren roten Glasperlentropfen auslaufen lassen. Auf der Rückseite jeder be- stickten Binde ist der ursprüngliche Klebestreifen, der zur Befestigung dient, entfernt und durch einen mit abstrahierten Pflanzengeflechten bedruckten, fragil durchlässigen Seidenpapierstreifen ersetzt worden. Die Damenbinden als Auffangartikel dienen einerseits als Symbol der im Verborgenen stattfindenden fruchtbaren Phasen. Andererseits sind sie auch extreme Wegwerfartikel, die in der Installation stellvertretend für den unachtsamen und sorglosen Umgang mit Ressourcen unseres Planeten gezeigt werden.
Als vernetzte, lebendige Wesen sind wir auf der Erde und darüber hinaus in einem gigan- tischen Kosmos von fragilen Beziehungen eingebunden, die aufeinander beruhen und sich gegenseitig bedingen. Es stellt sich die Frage nach den Bedingungen von Fruchtbarkeit und Bewusstsein, wie wir in bestimmten Zeitspannen agieren müssen. Durch wissenschaftliche Forschung ist uns bekannt, dass unsere Böden, die wir durch Monokulturen rücksichtslos ausbeuten, immer unfruchtbarer werden. Wir entziehen uns unserer eigenen Lebensgrundlage. Offensichtlich wird auch unser Denken noch immer von einer Monokultur der Profitgier gelenkt, mit der wir unser eigenes „Habitat“ zerstören. Mein Grundthema „Vernetzung“ hat mich in diesem Kontext zur Gaia - Hypothese geführt, die schon in den 1970er Jahren vom Wissenschaftler und Biophysiker James Lovelock und der Biologin Lynn Margulis entwickelt wurde. Nach der griechischen Göttin der Erde benannt, ist mit Gaia aber kein esoterisches Wesen gemeint, sondern die wissenschaftlich basierte These, dass Gaia lebendige Erde, die ständige Interaktion und Vernetzung aller Biosysteme auf diesem Planeten bedeutet. Daraus sollte der Erkenntnisgewinn resultieren, dass wir als Lebewesen auf dieser Erde lediglich Teil eines riesigen Verbundnetzes sind und gleichzeitig Verantwortung für das gesamte Netzwerk tragen. Symbiose statt Raubbau. Denn wenn wir nicht achtsam sind, werden wir den Moment der Umkehr verpassen.